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Kunar #365466 13/07/09 09:48 PM
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Nach seinem Romandebüt "Die Trolle" hat Christoph Hardebusch - wie ja abzusehen war angesichts des Erfolges und der Verlagspolitik - eine Fortsetzung geschrieben. "Die Schlacht der Trolle" setzt da an, wo der Vorgänger aufhörte: Die Wlachaken haben die Hälfte ihres Landes von den Masriden befreit. (Es handelt sich um verschiedene Menschenvölker.) Die Trolle, welche damals auf ihrer Seite gekämpft hatten, sind inzwischen unter die Oberfläche zurückgekehrt. Der Rebell Sten cal Dabran, welcher als Zünglein an der Waage die entscheidende Verstärkung in der Schlacht geholt hatte, hat einen Flecken Land bekommen. Entsprechend ist er noch einige Monate später damit beschäftigt, wieder aufzubauen, was durch Krieg und lange Besatzungszeit kaputt gegangen war.

Nun droht jedoch neuer Ärger an zwei Fronten: Einerseits haben die Trolle ein Problem und bitten ihrerseits die Menschen um Hilfe. Andererseits gibt es immer noch zwei Masridenherrscher, welche in Ardoly das Sagen haben. Während der eine Interesse an einem dauerhaften Frieden signalisiert und zu Verhandlungen in seine Hauptstadt einlädt, bevorzugt der andere eine kriegerische Lösung und will sämtliche Masriden und Wlachaken unter seine Vorherrschaft zwingen. Nebenbei besucht der ehemalige Spion Sargan als Abgesandter des dyrischen Imperiums das freie Wlachkis.

Man muss dem Autor zugute halten, dass er eine interessante Ausgangslage geschaffen hat. Anstatt dass bereits nach dem ersten Buch im gesamten Land Friede, Freude, Eierkuchen herrschen, ist der große Konflikt zwischen den Menschen noch lange nicht gelöst. Statt direkt den nächsten Krieg anzufangen (wobei er am ersten nicht beteiligt war), versucht ein Herrscher der Besatzer den diplomatischem Weg. Aufgrund der Handlungen seines Rivalen verlaufen die bisherigen Frontlinien plötzlich ganz anders und auf einmal müssen Menschen zusammenhalten, die bisher verfeindet waren.

Leider entwickeln sich insbesondere die neuen Charaktere genau so, wie man es von Anfang an erwartet. Dazu kommen Klischeeplots, um das Ende hinauszuzögern: Jemand wird für tot gehalten, die Helden werden unfreiwillig getrennt. Nebenfiguren, für die in der Fortsetzung kein großer Platz mehr war, werden umgehend entsorgt. Immerhin freut man sich im Gegensatz dazu darüber, wer unverhofft wieder auftaucht.

Unpassend erscheint jedoch die plötzliche Toleranz hinsichtlich der unterschiedlichen Glaubensvorstellungen der Menschen. Ich hatte in der Rezension zum ersten Band schon bemängelt, dass sich die erbitterte Feindschaft auch in den Religionen zeigt, gleichzeitig nach dem Machtwechsel entsprechende Ausschreitungen offenbar ausbleiben.

Tatsächlich werden solche Vorkommnisse nun erwähnt, nur um direkt danach aus dem Mund der Sonnenpriester, bisheriger Feinde, den Hinweis folgen zu lassen, dass die Herrscherin der Rebellen dagegen vorgegangen ist und man das zu schätzen weiß. Zugegeben, es ist schön, dass einerseits ein realistisches Element in Form von Verfolgungen eingefügt wurde. Außerdem benötigte der Autor wohl doch gewisse Anknüpfungsmöglichkeiten (besonnenes Handeln der Rebellenherrscherin), um das neue Bündnis nicht völlig undenkbar erscheinen zu lassen. Anderseits ist es etwas dick aufgetragen, dass natürlich genau unterschieden wird, wer von der Gegenseite was getan hat und dass solche guten Nachrichten hängen bleiben - anstatt dass etwa nur die schlimmsten Greueltäten berichtet werden, die sich eher einprägen, leicht ausgeschmückt werden und hervorragende Propaganda abgeben.

Die neuerlichen Entwicklungen rund um die Trolle finde ich weniger gelungen. Die Verwandlung durch eine seltsame Substanz in fast unbezwingbare Superwesen erinnert an die Orks in "Die Rache der Zwerge". Dass ein ehemaliger Guter aus Rachegedanken ob des verlorenen Gefährten zum Hauptschurken wird, kommt ebenso in "Der Krieg der Zwerge" vor. Sicherlich hat Markus Heitz nicht als erster diese Plotideen verwendet, es stößt nur negativ auf, sie in ähnlichen Serien in zwei Aufgüssen serviert zu bekommen.

Während "Die Trolle" langsam anfing und sich dann steigerte, wartet "Die Schlacht der Trolle" mit einigen interessanten Anfangsideen auf, die im Laufe des Buches immer mehr in übliche Fantasyklischeehandlung versanden. Der zweite Band ist so oder so nur zu empfehlen für Leute, die den ersten Teil gemocht haben. Immerhin bleibt er über dem dritten Zwergenbuch und wirkt nicht so überhastet wie der zweite Zwergenband.

Inzwischen gibt es übrigens eine weitere Fortsetzung namens "Der Zorn der Trolle". Diese spielt einige Jahrzehnte später.

Nützliche Verweise:
Internetauftritt von Christoph Hardebusch (Leseproben, Informationen zum Autor)
"Die Schlacht der Trolle" beim Verlag (Leseprobe)


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Als ich gestern nach dem FFF beim Warten auf die S-Bahn in der Bahnhofsbuchhandlung rumgestöbert habe, ist mir auf der SPIEGEL-Bestseller-Liste ein "Buch ohne Namen" von Anonymus aufgefallen. Das hat mein Interesse geweckt und ich habe mir das Buch mal näher angeschaut. Und das, was da zu lesen war, klang sehr vielversprechend (u.a. "Mischung aus Quentin Tarantino und Douglas Adams"). Aufgrund meines angeborenen Mißtrauens habe ich es nicht spontan gekauft, sondern wollte erstmal im Internet stöbern. Professionelle Kritiken habe ich bislang wenige gefunden, aber die Kundenrezensionen bei amazon.de wimmeln nur so vor 5-Sterne- und 1-Stern-Bewertungen.

Nicht wirklich hilfreich. Daher die Frage: Kennt jemand das Buch? Hat es schon gelesen? Kennt jemanden, der es schon gelesen hat? smile

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Jaz, deutschsprachige Mit-Moderatorin von RPGWatch, hat ihr erstes (?) Buch veröffentlicht : http://www.randomhouse.de/book/edition.jsp?edi=289336

Quelle : http://www.rpgwatch.com/forums/showthread.php?t=8768


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Kunar #391354 08/11/09 02:26 PM
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Nach seinem Romandebüt Die Trolle und der Fortsetzung Die Schlacht der Trolle spinnt Christoph Hardebusch in Der Zorn der Trolle die Geschichte rund um das Land Wlachkis weiter. Der dritte Teil setzt etwa 20 Jahre nach den Ereignissen ein, die im Vorgänger geschildert wurden. Inzwischen gibt es ganze Reihe Nachkommen der Protagonisten von früher.

Die politischen Verhältnisse haben sich eingependelt: Die Wlachaken leben nach wie vor im Westen, während die Masriden, Nachkommen der Krieger, die das Land einst fast vollständig erobert hatten, im Osten unter einem Herrscher vereint wurden. Obschon man sich nach wie vor nicht besonders grün ist, hielt in den letzten Jahrzehnten ein brüchiger Friede, da die Obersten auf beiden Seiten der Meinung waren, dass der Erhalt des Status Quo besser war als ein erneuter Krieg. Keiner betrachtet die Lage jedoch als erstrebenswerten Dauerzustand, und so beginnt es langsam aber sicher zu gären.

Unter der Erde hat Kerr, früher ein junger und neugieriger Troll, die beiden verschiedenen Trollvölker nach vielen Gefechten mehr oder weniger gebändigt. Er fungiert als Bindeglied zwischen den Stämmen, die seine Meinung respektieren. Aber auch er wird nicht jünger und was soll werden, wenn er einst stirbt? Lassen sich die seltsam veränderten Trolle, Andas Kinder genannt, wieder in die ursprünglichen Wesen zurückverwandeln, die sie mal waren? Kann der verletzte Geist des Landes geheilt werden?

Wie schon in den beiden Büchern zuvor kreuzen sich die Wege von Trollen und Menschen. Gemeinsam wird nach der Lösung für die jeweiligen Probleme gesucht.

Wenn aus der Situation am Ende eines Buches wenig Neues herauszuholen ist und die Geschichte der Haupthelden im wesentlichen zuende erzählt ist, bietet es sich an, einen Schnitt von mehreren Jahrzehnten zu machen. Der Autor hat die damit verbundenen Möglichkeiten gut genutzt. Dabei hat er nicht nur einige Charaktere entsorgt, indem diese entweder bereits in der Vergangenheit gestorben sind oder am Anfang der Geschichte umkommen.

Die Personen der neuen Generation sind vielschichtiger angelegt: Die junge Gesandte aus dem Dyrischen Imperium ist einerseits Luxus gewohnt und entsetzt von den zurückgebliebenen Wlachaken. Andererseits ist sie ein helles Köpfchen, das Intrigen kennt ist und sich nicht so leicht unterkriegen läßt. Der eine Sohn des wlachkischen Herrschers hat jahrelang in Dyrien gelebt und einen Blick von außen auf seine Heimat erhalten, andererseits auch sehr zum Missfallen seiner Landsleute einige Bräuche und Moden von dort mitgebracht. Der andere ist in seinem Land geblieben, hat dadurch aber eine etwas eingeschränkte Sichtweise und sich von seinem Bruder entfremdet. Dazu kommt ein junger Sonnenpriester, der die Religion der masridischen Eroberer verkündet, aber sich von den Verfehlungen seiner Kollegen in der Vergangenheit lossagt. Er muss geschützt werden, da die meisten Wlachaken dem Glauben an die Naturgeister anhängen und ihn als Verräter am eigenen Volk ansehen. Während sich die ersten beiden Bücher vor allem auf den Haupthelden Sten cal Dabran und die Trolle konzentrierten, werden hier erfrischend unterschiedliche Sichtweisen geschildert: Der eine schwört auf die Trolle als Verbündete, der andere misstraut ihnen, der eine schätzt die Annehmlichkeiten des dyrischen Imperiums, der andere beschwört die einfache Lebensart des eigenen Landes.

Endlich geht die Reise über die Sorkaten hinaus und in das oft erwähnte Dyrien. Gleichzeitig versucht man in Wlachkis und Ardoly, dem von Masriden bewohnten Teil des Landes, einen Krieg zu verhindern und herauszufinden, wer für einige merkwürdige Vorkommnisse verantwortlich ist. Statt zwanzig Jahre später wie üblich die nächsten aus dem Boden gestampften Armeen gegeneinander antreten zu lassen, spielen diplomatische Missionen und Kriminalfälle eine wesentliche Rolle.

Mutig war es, den obligatorischen Entscheidungskampf, wie er gegen Ende eines Buches immer wieder auftritt, einfach wegzulassen und einige Monate später wieder einzusetzen, wenn das große Finale kommt. Hier hat offenbar die Erkenntnis gesiegt, dass aus solchen Zweikampfbeschreibungen wenig zu machen ist und nur das Ergebnis für den Fortgang der Geschichte wichtig ist. Dann ist es auch akzeptabel, wenn die dritte Erzählung mit 542 Seiten deutlich kürzer ausfällt als die beiden Vorgänger mit 767 bzw. 716 Seiten

Das Buch bietet ein versöhnliches Ende, das Raum für eine Fortsetzung läßt, aber dennoch für sich stehen kann. Hier wurde glücklicherweise darauf verzichtet, absichtlich einige wichtige Handlungsfäden nicht abzuschließen, nur damit es unbedingt noch ein viertes Buch geben muss. Ach, hätten das doch Markus Heitz bei den Zwergen und Bernhard Hennen bei den Elfen auch so gemacht!

"Der Zorn der Trolle" läßt sich auch Kenntnis der Vorgänger lesen. Allerdings kann man dann später nicht mehr so leicht mitfiebern, falls man danach die beiden ersten Bücher lesen möchte. Auf das frühere Geschehen wird an einigen Stellen eingegangen. Wer die Vorgänger kennt, freut sich über einige nette Andeutungen.

Während der erste Teil noch eine zu einfache Aufteilung in "gut" und "böse" hatte und der zweite Teil über einige gute Ideen verfügte, die jedoch im Verlauf der Geschichte versandeten, ist der dritte Teil eindeutig der mit Abstand beste der drei Bände. Fantasyromanveteranen werden natürlich wenig Neues finden und können anmerken, dass man dieses Niveau auch gleich beim ersten Roman hätte erwarten können. Dennoch bleibt festzuhalten, dass es ein ganz ordentliches Buch geworden ist, das es durchaus zu lesen lohnt und welches im Vergleich zu manchem anderen Band der "Die Irgendwasse"-Reihe positiv auffällt.

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"Der Zorn der Trolle" beim Verlag (Leseprobe)


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Stan Nicholls: Die Orks: Blutrache

Mit Stan Nicholls fing alles an. Ende 2002 wurde sein Buch "Die Orks" in Deutschland veröffentlicht und ein großer Erfolg. Ab dann erschienen immer weitere "Die [Pluralform eines Fantasyvolkes]"-Bücher, jedoch ganz (oder zumindest in großer Mehrheit) original auf Deutsch und meistens von bisher unbekannten Autoren. Da der Erfolg der "Herr der Ringe"-Verfilmungen Fantasy einen Popularitätsschub verschafft hatte, wurde das Genre interessanter für die Verlage. Längst nicht jeder Wurf war ein Treffer, manchmal wurden auch einfach ältere Bücher neu veröffentlicht, aber insgesamt gab es doch einige nette Entdeckungen.

Der genannte erste Autor hatte ursprünglich drei Bücher auf Englisch veröffentlicht (Orcs: First Blood: Bodyguard of Lightning / Legion of Thunder / Warriors of the Tempest), die auf Deutsch direkt in einem Band erschienen. (Welch lobenswerte Ausnahme bei der Veröffentlichungspolitik, schließlich geschah es oft auch umgekehrt!) Bei späteren Büchern deutscher Autoren hat man nicht Wert darauf gelegt, dass eine Geschichte in einem ebenso dicken Band zuende erzählt werden muss. Stattdessen wurde absichtlich einiges offen gelassen, damit sich mindestens noch zwei Fortsetzungen herausschinden lassen konnten.

Ich hatte sowohl das Orkbuch als auch die ersten drei Zwergenbücher noch nicht besprochen, allerdings in meiner ersten Fantasyrezension eine Empfehlung für die Orks ausgesprochen. Rückblickend kann ich das nur verstärken: Wer nicht gleich eine Riesenserie lesen möchte, sondern ein in sich abgeschlossenes Buch, der sollte sich "Die Orks" zulegen.

Über fünf Jahre später ist eine Fortsetzung erschienen namens "Die Orks: Blutrache". In einem Interview erwähnt Stan Nicholls, dass sich der große Erfolg der ursprünglichen Geschichte (und damit die Möglichkeit einer Fortsetzung, wie er sie wollte) erst mit der Veröffentlichtung in anderen Ländern, u.a. Deutschland, eingestellt hat. Bekanntheit und Verkaufszahlen schwappten dann nämlich wieder ins Vereinigte Königreich hinüber. Der Autor hatte ursprünglich tatsächlich drei Trilogien geplant, schreibt aber nach eigenen Angaben bereits die zweite mit etwas anderen Ideen.

Eine große Ernüchterung setzte bei mir ein, als ich Seitenzahlen und Preise verglich. "Die Orks" kostet mit seinen 800 Seiten 15 Euro. Die neue Trilogie erscheint in drei Teilen mit 448, 432 und 420 Seiten, die jeweils 12 Euro kosten. Wenn man dann noch die relativ große Schriftart der Nachfolger ansieht (Schnellvergleich: die Schrift beim 4. Elfenbuch, das vor kurzer Zeit im gleichen Verlag erschienen ist, fällt deutlich kleiner aus), bekommt man den Eindruck, als hätte auch die zweite Trilogie in einen großen Gesamtband gepackt werden können. Der Verdacht, der Verlag wollte aber lieber durch die Einzelbände 19 Euro mehr einnehmen, läßt sich so einfach nicht stichhaltig belegen. Es sei jeder dazu eingeladen, das selbst nachzuprüfen. Interessant ist z.B. die Frage, ob im englischen Original die beiden Trilogien (bei gleicher Ausgabeform, es gibt Sammelband/Einzelbücher und gebundene Ausgabe/Paperback) gleich lang ausfallen. Das konnte ich auf Anhieb nicht ermitteln. Ich weiß natürlich nicht, ob nach dem Erfolg von "Die Orks" Stan Nicholls deutlich mehr Geld für die Nachfolger bekommen hat. Außerdem mag es eine Rolle gespielt haben, dass man den ersten Nachfolgeband so schnell wie möglich veröffentlichen und nicht auf den Abschluss der Trilogie warten wollte.

Nach dieser langen Vorrede, die jedoch notwendig war, um dem Werk und seiner Bedeutung gerecht zu werden, zur eigentlichen Geschichte. Im ursprünglichen Buch wurden die Orks zunächst tatsächlich etwas andersartig dargestellt, wandelten sich jedoch bald zu einer Söldnertruppe, die so oder ähnlich genausogut aus Menschen hätte bestehen können. Dem Anspruch, einmal eine Geschichte aus der Sicht der Bösen darzustellen, so wie es der Buchrücken versprach, wurde die Erzählung also nicht gerecht. Auch fiel einem schnell der Wechsel in der Schilderung der Protagonisten auf. Dennoch blieb es eine lesenswerte Geschichte mit manchen schönen Stellen zum Schmunzeln.

In "Die Orks: Blutrache" gibt es ein Einführungskapitel, in dem die Geschichte von "Die Orks" in allen wesentlichen Punkten zusammengefasst wird. Es ist der erste große Pluspunkt des Buches, dass Rücksicht auf die Leser genommen wird, die über ein halbes Jahrzehnt nach der Veröffentlichung des ursprünglichen Buches nicht mehr jeden entscheidenden Teil der Geschichte im Kopf haben werden. Ein Verlag sollte optimistischerweise davon ausgehen, dass die Kunden sich inzwischen andere Fantasybücherserien aus dem eigenen Programm zu Gemüte geführt haben. Leider ist dieses leserfreundliche Vorgehen keineswegs Standard. Insbesondere bei den mit einigem Abstand erscheinenden Elfenbüchern von Bernhard Hennen wäre es nützlich; ist es doch kaum möglich, sich alles zu merken.

Bei einer Fortsetzung einer abgeschlossenen Geschichte muss natürlich eine Frage zuerst beantwortet werden: Was kann die siegreichen Helden dazu bringen, sich erneut ins Abenteuer zu stürzen? Die Orks führen inzwischen ein geruhsames Leben in ihrer neuen Heimat, doch einigen ist es schon zu friedlich. Sie wurden zu einem Leben als Kämpfer ausgebildet und nun fehlt ihnen die Herausforderung. Da kommt ihnen ein neuer Auftrag gerade recht, auch wenn er in die unterste Schublade der Fortsetzungsklischees bei Computerspielen fällt: Der böse Obermotz ist wieder da und muss erneut besiegt werden. Gleichzeitig geht es darum, in einem fremden Land die Orks zu befreien, die von den Menschen geknechtet werden. Angenehm fällt auf, dass bei der Komplettierung der Truppe die Namen der gefallenen Kameraden genannt werden. Wann hat man es schon, dass sich die Helden einer Kämpfertruppe glaubwürdig an Nebencharaktere erinnern? Auf ihrem Weg zum Ziel sammeln die Orks noch zwei Zwerge und zwei Menschen ein. Der Kampfzwerg ihrer Truppe hat inzwischen eine Gefährtin, die beiden Menschen sorgen für Reibung zwischendurch.

Wie schon im Original handelt es sich um leicht zu charakterisierende Figuren, wie man sie aus Actionfilmen kennt: Da ist der Anführer, der etwas über den üblichen Horizont hinausdenkt, der Griesgram, der sich gerne mit einem anderen Charakter anlegt, die kluge Beraterin, der Trottel (hier klassisch in Form eines Barden). Die Geschichte läuft relativ schnörkellos ab, es gibt viele Kämpfe. Man pflügt förmlich durchs Buch.

Es sei explizit darauf hingewiesen, dass der erste Band mitten im Geschehen endet. Es gibt also keinen Mini-Spannungsbogen, der zumindest im ersten Buch zuende geführt wird. Ob die zweite Orktrilogie empfehlenswert ist, läßt sich daher abschließend erst nach dem Lesen des dritten Buches entscheiden. Spaß gemacht hat das Lesen auf jeden Fall und es ist erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln der Autor es schafft, dass man mit den Helden mitfiebert.

Auf ein Detail soll noch besonders eingegangen werden: Die Menschen haben das Land der Orks besetzt mit der Begründung, die Orks horteten magische Vernichtungswaffen, auch wenn das augenscheinlicher Unsinn war. Im englischen Original ist sogar das ganze Buch nach ihnen benannt, nämlich "Weapons of Magical Destruction". Wenn man weiß, dass Massenvernichtungswaffen auf Englisch "Weapons of Mass Destruction" (abgekürzt WMD) heißen, kann man die Parallele noch leichter erkennen: Hier wird offensichtlich angespielt auf die vorgeschobene Begründung für die Invasion des Irak 2003.

nützliche Verweise zu allen drei Teilen der zweiten Trilogie:
Die Orks: Blutrache
Die Orks: Blutnacht
Die Orks: Blutjagd


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Die Zusammenfasung von "The Long Earth" von Terry Pratchett liest sich sehr, sehr, sehr, sehr interessant : http://www.terrypratchett.co.uk/index.php/books/the-long-earth



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Aktueller Lesetip :

Mark Twain (der Autor vom Huckleberry Finn) : "The awful German language" ["Die furchtbare deutsche Sprache]. Sehr witzig, stellenweise auch etwas bissig. Zweisprachig, Reclam.

Mark Twain : "Meisterschaft - or : Even German is preferable to death". Ich empfehle hier die deutsch-englische Reclam-Ausgabe, das Mini-Drama ist definitiv umso witziger, wenn man von beiden Sprachen etwas kann ! Es handelt sich dabei um die Anwendung eines Deutschlernkurses durch mehrere Personen. (Man muß sich dabei vor Augen halten, daß das Drama um 1892 erschienen ist, die darin gezeigten pädagogischen Konzepte auf jeden Fall antiquiert wirken.)

Wer sich mal so richtig über antike Philosophen lustig machen will, dem empfehle ich das "Symposion" von Lukian, dem antiken Satiriker. auch hier empfehle ich die etwas neuere Übersetzung vom Reclam-Verlag.

Und so richtig deftig geht es in der ebendort erschienenen Neuübersetzung von Lysistrate von Aristophanes zu.


Ich bin etwas voreingenommen : Ich bevorzuge immer noch Reclam-Bücher, da diese so klein sind, daß sie überall Platz haben ...


Sehr viel ernster ist der "Bericht aus Yucatán" (wieder Reclam) von Diego de Landa. Ja, DER Diego de Landa ! https://de.wikipedia.org/wiki/Diego_de_Landa



Last edited by AlrikFassbauer; 13/06/20 01:49 PM.

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Wer etwas Spaß zwischendurch haben will :

Das Buch hat den merkwürdigen Titel :

"Immer noch betrunken ?" Vier"

und hat den Untertitel : "Das Beste aus chatvongesternnacht.de"


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... Ich habe gestern auf der Buchmesse in Frankfurt Bekanntschaft mit einem ehrenamtlichen Verein zur Phantastik gemacht : https://www.phantastik-autoren.net ... Ich glaube fast, das könnte etwas für mich sein ...

Last edited by AlrikFassbauer; 24/10/22 09:15 AM.

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