Larian Banner: Baldur's Gate Patch 9
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Originally Posted by Patarival
Den besten Zauberer-Film der letzten Jahre fand ich allerdings "Now You See Me".


Naja, die sind aber nicht wirklich vergleichbar. "Now You See Me" (in Deutschland: "Die Unfassbaren") ist unterhaltsames Hochglanzkino ohne Tiefgang, wohingegen "Prestige" und "The Illusionist" deutlich raffinierter konstruiert sind (und natuerlich auch ein reizvolles historisches Setting haben). Gut gefallen haben sie mir aber alle. smile

Flash #559798 12/12/14 10:06 PM
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"The Illusionist" kannte ich zumindest dem Namen nach, hatte ihn bislang aber noch nicht gesehen. Ein bedauerlicher Fehler, den ich nun korrigiert habe.

Er reicht meiner Ansicht nach nicht ganz an "The Prestige" heran, weil er wesentlich schwerer in die Gänge kommt, mit den Zaubertricks stark in den Fantasy-Bereich abdriftet und auch keine wirkliche Spannung aufbaut. Oder anders ausgedrückt, "The Prestige" wirkt im Ganzen glaubwürdiger und nachvollziehbarer und der Spannungsbogen lässt einen am Ball bleiben. Die Auflösung am Ende von "The Illusionist" bringt zwar einen schönen Aha-Effekt, wirkt aber mal so eben schnell nachgeschoben, weil es im Film keine Hinweise gibt, die zumindest eine Ahnung für das Ende wecken. Nichtsdesdotrotz aber auch ein schön gemachter und unterhaltsamer Streifen.


Flash #560829 03/01/15 11:30 PM
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FURY

(Der deutsche Titel "Herz aus Stahl" spricht in seiner primitiven Kitschigkeit wieder für sich)

Worauf dieser Film letztlich hinaus will, wird eigentlich schon in den ersten paar Sekunden klargestellt, indem man den Zuschauern im Vorspann erzählt, dass die Amerikaner in ihren schwächlichen kleinen Shermans den übermächtigen Deutschen in ihren unzerstörbaren Tigern ja eigentlich hoffnungslos unterlegen waren. Eine handvoll Männer im dunklen Wald, umzingelt von ganzen Horden blutrünstiger Wölfe. Aber sie hatten durch den gläubigen Richtschützen und seine Bibelzitate natürlich Gott auf ihrer Seite und so wurden sie zu Helden, die zahllose Bestien mit in den Tod nahmen. Das ist zwar ziemlicher Unsinn, aber auf historische Authentizität verzichtet dieser Streifen sowieso und kramt lieber dümmliche Klischees hervor. Und so lernt man im Verlauf dieses Films ein paar wichtige Dinge über die alliierte Invasion:

  • Ein Amerikaner konnte mit einem Schuss mindestens fünf Deutsche töten (so wie schon im wilden Westen mit den Indianern). Deutsche hingen trafen hauptsächlich die eigene Zivilbevölkerung - es sei denn, man brauchte eine ergreifende Abschiedszene für gefallene amerikanische Helden. Eine Ausnahme bildete nur der deutsche Tiger-Panzer. Der musste natürlich für die Dramatik erst mal ein bisschen metzeln, bevor die amerikanische Siegfried-Version dem Drachen den Kopf abschlagen konnte.
  • Deutsche Scharfschützen konnten einen deutschen Zivilisten aus großer Distanz mit einem Schuss direkt in den Kopf töten, aber einen amerikanischen Helden, der oben auf einem kaputten Panzer steht, konnten sie mit drei Schuss aus nächster Nähe nur verwunden.
  • Deutsche schossen mit grünen Laserstrahlen und Amerikaner mit roten Lasern. Bei den FX hat sich offenbar jemand vom Star-Wars-Team zum Set verirrt. Mal abgesehen davon, dass Leuchtspurmunition nur zu bestimmten Zwecken eingesetzt wurde - und ganz sicher nicht von deutschen Soldaten die im Hinterhalt lagen. Da hätten sie auch gleich eine große Hinweistafel aufstellen können, mit einem dicken roten Pfeil, auf dem steht "HIER SIND WIR!". Aber wie schon erwähnt, um Authentizät geht es nicht und das eigentliche Zielpublikum ist sowieso zu blöd, um sich daran zu stören.
  • Grausame Amerikaner zu zeigen, die Kriegsverbrechen begehen, ist kein Problem, solange man immer direkt danach grausame Deutsche zeigt, die noch schlimmere Kriegsverbrechen begehen. Das rechtfertigt alles und hat später in Vietnam, Korea, Irak, usw. ja auch noch gut funktioniert.
  • Wenn Deutsche grausam waren, dann weil sie alle böse Nazis waren. Wenn Amerikaner grausam waren, dann weil sie traumatisiert waren und nur ihre Pflicht erfüllten.
  • Das mit den Nazis gilt natürlich nur für deutsche Männer, denn deutsche Frauen waren alle Nutten, die man mit ein paar Zigaretten oder einem Päckchen Kaugummi flachlegen konnte.
  • Deutsche sprachen damals offenbar hervorragend Englisch oder Amerikaner hervorragend Deutsch, denn die Deutschen konnten sich mit ihren gerade eingerückten Besatzern mühelos über Gott und die Welt unterhalten.
  • In Deutschland konnte innerhalb von einer Minute finsterste Nacht hereinbrechen. Allerdings nur draußen, durch die Sichtluken eines amerikanischen Panzers fiel weiter unbeirrt Tageslicht.
  • Egal, welch infernalisches Kampfgetöse kurz zuvor auch herrschte, sobald sich die beiden letzten amerikanischen Helden ihren Abschiedsdialog zuflüstern wollten, schwiegen die deutschen Waffen - auch, damit sie die traurige Musikuntermalung nicht störten.
  • Wenn man zwei Handgranaten in einen amerikanischen Panzer warf, töteten diese zwar die Besatzung - aber ohne sie zu zerfetzen oder den Panzer in Brand zu stecken, denn schließlich mussten die toten Helden ja noch einigermaßen gut aussehen.
  • Allerdings brauchen Amerikaner ein Happy-End, also musste man dafür unbedingt den einzigen guten Deutschen im Land auftreiben - sinnigerweise einen von der brutalen Waffen-SS, damit der in seiner schneidigen Uniform auch ein bisschen was hermacht...

Tja, mehr gibt es über den Film eigentlich nicht zu sagen. Das war der übelste Propagandamüll, den ich seit langem gesehen habe, und eine erneute Bekräftigung der imaginären "Deutsch-Amerikanischen Freundschaft". Offenbar muss die amerikanische Bevölkerung mal wieder auf den nächsten Krieg vorbereitet werden. Ich würde ja sagen, da ist wieder was im Bush, aber noch ist ja Obama am Ruder. Auf jeden Fall trieft der Schinken von Pathos und bigottem Patriotismus und wurde vermutlich von der Tea Party finanziert. Kann man sich komplett ersparen.



Flash #560854 04/01/15 04:23 PM
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Erstaunlich, wie viele Deutsche pl?zlich zu Kriegsexperten werden, wenn es wieder mal ein b?er amerikanischer Film wagt, sie in einem schlechten Licht dastehen zu lassen.

Ich mach es mir einfach und bleibe polemisch: H?tet ihr den Krieg damals gewonnen, k?ntet ihr jetzt die Guten spielen. Zum Gl?k habt ihr das nicht und m?t jetzt damit leben, da ihr als die B?en im 2. WK dargestellt werdet. Auch wenn euch das wurmt.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
Flash #560857 04/01/15 05:08 PM
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Okay, wenn Du der Ansicht bist, dass die Sieger stets unwidersprochen ihre Geschichtsfälschung betreiben dürfen, dann können wir ja auch einfach damit leben, dass der Irak voller Massenvernichtungswaffen war, als die Amis dort einmarschiert sind. Oder dass die Krim sich ganz frei und demokratisch und unter Beachtung des Völkerrechts dem neuen großrussischen Reich angeschlossen hat. Oder dass die Protestler auf dem Gezi-Platz tatsächlich nur vom Ausland gesteuerte Terroristen waren, welche die innere Sicherheit der Türkei bedrohten und Erdogan alles Recht der Welt hatte, sie zuzammenknüppeln zu lassen und zu erschießen. Ist doch auch viel bequemer so.


Flash #560860 04/01/15 05:22 PM
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Das Problem mit dem Nazi-Reich ist, da゚ es eben einem schwer f舁lt, irgendwas Positives dar?er zu erz臧len... insofern ist es nachvollziehbar, da゚ die Deutschen in solchen Filmen nun einmal immer die B?en sind und auf die Fresse bekommen. Das ist mir ehrlich gesagt auch lieber als z.B. einen Film ?er den SS-Panzerheld Wittmann anzuschauen... selbst wenn dieser wirklich so ein toller Panzerkommandant gewesen sein sollte, wie man gemeinhin behauptet, w舐e ein Vertreter der Waffen-SS als Held eines Films nicht gerade mein Bier. Wom?lich realistischer, aber eben nicht wirklich vermittelbar. Nat?lich au゚er bei derjenigen Gruppe von Deutschen, die sich bei jedem US-(Anti-)Kriegsfilm dar?er beschwert, wie schlecht die Deutschen doch wegkommen.

Abgesehen davon halte ich nichts davon, solche "Geschichtsverf舁schungen" - was sie de facto nicht sind, sondern eben nur Hollywood-Fantasie - mit solchen Dingen wie den nachweislich nicht vorhandenden Massenvernichtungswaffen im Irak zu vergleichen. Au゚er nat?lich man geh?t zu jener Gruppe, die den 2. WK als eine gro゚e Ungerechtigkeit gegen die Deutschen empfinden, weil diese u.a. durch die langen Repressalien gegen das Land (die im ワbrigen auch nicht aus dem Nichts enstanden sind, siehe 1. WK) und durch die ach so gro゚e Passivit舩 der anderen L舅der quasi gedr舅gt wurden, die Welt ins Chaos zu st?zen.

Was erstaunt, ist, da゚ es eine offensichtlich gro゚e Schnittmenge zwischen beiden beschriebenen Gruppen gibt... zumindest wenn ich mir so die ganzen Kommentare im Internet anschaue. Von dem ganzen D?nschi゚, den die Leute im echten Leben von sich geben, ganz zu schweigen.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
Flash #560866 04/01/15 06:04 PM
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Ich gehöre aber nicht zu der Gruppe, die sich bei jedem Film darüber beschwert, wie schlecht die Deutschen doch wegkommen. Es gibt eine Menge gute und differenzierende Filme zu dem Thema. Und natürlich bin ich ebenfalls froh darüber, dass das Nazipack so auf den Sack bekommen hat. Ich bin es nur langsam leid, dass Leute mit dem Finger auf mich zeigen wollen, die dazu nicht das geringste Recht besitzen, weil sie selbst jede Menge Dreck am Stecken haben. Sieht man sich mal die Zahlen und Fakten des WW2 ganz nüchtern an, dann stehen die Amerikaner den Deutschen in Punkto Kriegsverbrechen kaum nach. Und die Russen übertrumpfen diese sogar bei weitem. An Völker- und Menschenrechte hat sich da niemand mehr gehalten, das waren reine Hass- und Vernichtungskonflike. Die Kriegsverbrechen, die von beiden Nationen in späteren Kriegen begangen wurden, lassen wir dabei sogar mal außen vor.

Und tatsächlich ist die Entwicklung wirklich nicht so einfach mit einem "Die Deutschen sind an allem schuld" abzutun, wie uns das gerne erzählt wird. Die Historiker sind sich heute darüber einig, dass der zweite Weltkrieg lediglich eine Fortsetzung des ersten Weltkriegs war und kausal von diesem nicht zu trennen ist. Ebenso sind sie sich darüber einig, dass Deutschland nach dem ersten Weltkrieg von den Siegermächten zum Sündenbock eines Krieges gemacht wurde, für den alle Beteiligten verantwortlich waren. Und dass die massiven und ungerechten Repressalien der Siegermächte, die in Deutschland zur totalen Verelendung führten, tatsächlich den Erfolg der Nationalsozialisten erst ermöglicht haben. Ohne dies wären die vermutlich irgendwo in einer Ecke geblieben, in der sich heute die NPD befindet.

Es wird immer so getan, als würde eine Aufarbeitung der Schuld oder Mitschuld der Alliierten die Verbrechen der Nazis relativieren oder verharmlosen wollen. Und das ist kompletter Blödsinn. Eine Aufarbeitung würde zu besserer Völkerverständigung führen, weil dieses "mit dem Finger auf andere zeigen" dann nämlich aufhört. Denn wenn alle ihre eigene Schuld bei solchen Konflikten besser aufarbeiten und akzeptieren würden, würde sich auch niemand mehr so dominant und überlegen fühlen, was ja letztlich immer neue Konflikte heraufbeschwört.

Die Deutschen sind doch letztlich die Einzigen, die aus den Weltkriegen wirklich die richtigen Lehren gezogen haben und diplomatische Lösungen den militärischen Auseinandersetzungen immer weit vorziehen. Und zwar nicht nur von der Politik diktiert, sondern auch in der Meinung der Bevölkerung. Die Amis hingegen schmeißen sich mit Hurra in jeden neuen Krieg und die Russen unterstützen Putins Aggressionen mit 75% in der Bevölkerung. Und das liegt einzig und allein daran, dass man ihnen ständig erzählt, sie seien immer im Recht und die Schuld lag immer bei den anderen.



Flash #560868 04/01/15 06:53 PM
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PS: Nebenbei bemerkt sehen wir doch heute, dass Deutschland quasi oft schon wieder zum alleinigen Sündenbock des zweiten Weltkriegs gemacht wird. Wenn davon gesprochen wird, dann fast immer mit den Alliierten auf der einen Seite und Nazideutschland auf der anderen. Das faschistische Italien und die japanische Militärdiktatur sind bestenfalls Randnotizen, obwohl Japan ja sogar der letzte verbliebene Kriegsgegner der Alliierten war.

Korrekterweise müsste man von den Alliierten auf der einen Seite und den Achsenmächten auf der anderen Seite sprechen. Historiker tun das auch, der Rest aber nicht. Gut, bei Italien muss man zugeben, dass Mussolini eher so ein kleiner Kim Jong Un war. Der ist auch nur groß rumstolziert und hat bei allem den Schwanz eingekniffen. Aber für Japan gilt das ja nun definitiv nicht.

Zudem gab es ja auf beiden Seiten noch jede Menge zweitrangiger Kriegsgegner. Die Finnen z.B. sind wohl ganz froh darüber, dass sich niemand mehr daran erinnert, dass sie Polen gemeinsam mit den Deutschen überfallen haben, sondern nur noch vom "Überfall Deutschlands auf Polen" gesprochen wird...


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Originally Posted by Ddraigfyre
Ich bin es nur langsam leid, dass Leute mit dem Finger auf mich zeigen wollen, die dazu nicht das geringste Recht besitzen, weil sie selbst jede Menge Dreck am Stecken haben.

Tja, das ist der springende Punkt: Auf DICH zeigt niemand den Finger... du fa゚t es offensichtlich aber so auf. Auch sind es hier nicht DIE Amerikaner, die DEN Deutschen irgendwas vorwerfen, sondern ein Film... der nicht von allen Amerikanern gedreht wurde.

Auf den restlichen relativierenden Quatsch will ich nicht l舅ger eingehen, wenn ich ehrlich sein soll. Es ist verst舅dlich, da゚ man sich Ausreden f? das eigene Versagen sucht... im Falle des Nazi-Regimes fl?htet man dann eben in das ?liche Gerede (das mitnichten historisch so eindeutig gesehen wird, wie du es hier darstellen magst), weil es ansonsten nat???lich niemals dazu gekommen w舐e. Das arme deutsche Volk wurde dazu getrieben... klar.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
Flash #560884 05/01/15 12:26 AM
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Und aus Trotz werde ich jetzt die Sonderzeichen nicht ersetzen, weil mich dieser Bug, der gefuehlt seit Jahren hier sein Unwesen treibt, einfach nur noch total ankotzt. So schwer duerfte es ja nicht sein, das zu beheben. suspicion


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
elgi #560887 05/01/15 04:00 AM
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Originally Posted by elgi
Tja, das ist der springende Punkt: Auf DICH zeigt niemand den Finger...

Tatsächlich? Schon in der Grundschule wird einem hier beigebracht, dass man sich permanent Asche aufs Haupt streuen soll, für Verbrechen, die unsere Großväter oder Urgroßväter begangen haben. Und ich hab diesen Käse sogar eine ganze Zeit lang mitgemacht, bis ich vor ca. 15 Jahren angefangen habe, mich mal intensiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen.

Geplatzt ist der Knoten bei mir vor einigen Jahren, als ich Verwandte in Norwegen besucht habe. Ich war mit meiner Cousine in Stavanger zum Einkaufsbummel, als mich irgendein Norweger mit ihr Deutsch reden gehört hat. Er hat mich böse angesehen und nur "Nazi" gesagt. Darauf bin ich rübergegangen und hab ihm mit einem freundlichen "Heil Hitler" eins in die Fresse gehauen. Weil ich mir spontan gesagt habe, wenn man mich nur aufgrund der Tatsache, dass ich Deutscher bin, als Nazi beschimpft, dann kann ich mich ja mal wie einer benehmen.

Und dieser Schlag war in gewisser Weise ein Befreiungsschlag. Mir ist in diesem Moment klargeworden, dass ich mich für gar nichts schuldig fühlen muss, für gar nichts die Verantwortung trage und mir von niemandem gefallen lassen muss, als Nazi bezeichnet zu werden. Der Krieg war Jahrzehnte vor meiner Geburt zu Ende und selbst meine Eltern waren da noch im Kindergartenalter. Und wenn irgendein Betroffenheits-Gauck oder sonstiger Suppenkasper mit betretener Büßermine mal wieder was von der "Schuld des Deutschen Volkes" faselt, dann lache ich ihn einfach aus, denn von denjenigen die tatsächlich eine Schuld für die Nazizeit tragen lebt fast keiner mehr, also wie können wir heute noch an irgendwas schuld sein?

Wenn die deutsche Politik irgendwas tut, was anderen in Europa nicht passt, dann druckt die griechische Presse ein Foto von Merkel mit Hitlerbärtchen und Hakenkreuzarmbinde. Und die englische Presse macht das ja auch mal ganz gerne. Vorsicht, sie sind wieder da, die bösen Nazis, die Europa beherrschen wollen! Und die Nazikeule wird auch noch die nächsten 100 Jahre ausgegraben werden, wenn anderen irgendwas nicht passt, was wir tun. Und warum? Weil wir uns das gefallen lassen. Weil wir selber nicht müde werden, immer noch im Büßergewand rumzulaufen und alle anderen auffordern, Steine nach uns zu werfen.

Die Opferzahlen von Stalins Terrorherrschaft werden im Schnitt auf ca. 10 Millionen Menschen geschätzt. Aber selbst Putin wird auf Schmähplakaten nicht als Stalin dargestellt, sondern als Hitler. Warum? Weil die Russen sich wegen Stalin nicht permanent Asche aufs Haupt streuen, also tut es auch kein anderer. Wir können uns für Dinge schämen, die unsere Regierung heute tut oder unterlässt. Und dafür können wir uns auch schuldig fühlen, weil wir sie gewählt haben. Aber sicher nicht für irgendwas, was vor einem Dreivierteljahrhundert passiert ist.

Wenn das da oben für Dich "relativierender Quatsch" ist, dann interessiert mich das wenig und wundert mich auch nicht, denn schließlich kriegen wir unsere politische Korrrektheit ja schon im Kindesalter antrainiert und der Unsinn mit dem Relativieren ist ja das übliche Totschlagsargument, mit dem man jede kritische Stimme zum Schweigen bringen will. Ich weiß, was ich die letzten 15 Jahre an Fachliteratur gelesen habe und dass diese ganze politische Korrektheit zu dem Thema einfach nur eine Riesenarschkriecherei mit Methode ist. Denn solange andere Nationen uns einreden, dass wir uns heute noch für irgendwas aus der Vergangenheit schuldig fühlen müssten, kann man unsere eigenen Interessen unterdrücken und uns in die Richtung ihrer Interessen manipulieren. Dass wir zu allen Kriegsverbrechen unserer "Freunde und Partner" in USA und Israel immer die Schnauze gehalten haben und sie dabei sogar noch unterstützen, ist ja das beste Beispiel dafür.



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Originally Posted by Ddraigfyre
Tatsächlich? Schon in der Grundschule wird einem hier beigebracht, dass man sich permanent Asche aufs Haupt streuen soll, für Verbrechen, die unsere Großväter oder Urgroßväter begangen haben.

In welcher Grundschule soll das bitte der Fall sein? Ist schon klar, da゚ man uebertreiben muss, um seinen Standpunkt klarzumachen, aber dabei sollte man schon ein gewisses Mass an Realismus beibehalten. Weder habe ich in meiner Grundschulzeit so etwas mitbekommen, noch habe ich je von anderen ehemaligen oder aktuellen Grundschuelern Aehnliches gehoert. Ganz davon zu schweigen davon, dass keiner der mir bekannten (Grundschul-)Lehrer so etwas bestaetigen w?de.


Quote
Geplatzt ist der Knoten bei mir vor einigen Jahren, als ich Verwandte in Norwegen besucht habe. Ich war mit meiner Cousine in Stavanger zum Einkaufsbummel, als mich irgendein Norweger mit ihr Deutsch reden gehört hat. Er hat mich böse angesehen und nur "Nazi" gesagt. Darauf bin ich rübergegangen und hab ihm mit einem freundlichen "Heil Hitler" eins in die Fresse gehauen. Weil ich mir spontan gesagt habe, wenn man mich nur aufgrund der Tatsache, dass ich Deutscher bin, als Nazi beschimpft, dann kann ich mich ja mal wie einer benehmen.

Das ist eine bittere Erfahrung... aber ich bin ueberzeugt davon, dass sie nicht die Regel ist. Kann sein, dass du einfach die Scheisse anziehst... Karma und so... aber die ganz grosse Mehrheit der Deutschen wird im Ausland mit Sicherheit nicht einfach so als Nazi bezeichnet. Mit Sicherheit nicht.
Vor allem in Amiland nicht, wenn ich das noch hinzufuegen darf. Ich habe dort erst 2013 mehrere Wochen verbracht und war auch in den abgelegensten Kaeffern... und keiner hat uns auch nur im Ansatz als Nazi-Verbrecher betrachtet.
Dass beim auslaendischen Boulevard oder in klischeehaften Hollywood-Schinken die Dinge teilweise anders laufen, ist KEIN Beweis fuer eine allgemeine Einstellung der Menschen. Wenn in einer griechischen Zeitung die Merkel mit Hitlerbart gezeigt wird, ist das auch nichts anderes als wenn hierzulande die Griechen allgemein als faule Saecke betrachtet werden, die nicht genug arbeiten, um ihr Land zu retten... die ueblichen Laenderklischees, die im normalen Miteinander nicht der Rede wert sind.


Aber ich wiederhole mich: Alle, die es satt sind, dass man sie fuer die Verbrechen ihrer Vorfahren zur Verantwortung ziehen will, fassen diese Dinge so auf wie du. Das Problem an der Sache ist: Niemand, den man einigerma゚en ernst nehmen kann, will die heutigen Deutschen fuer irgendwas zur Verantwortung ziehen. Das ist schlichtweg eine der ganz grossen Selbstluegen der ach so unterdrueckten Deutschen. Redet euch das ruhig ein...


Zu guter Letzt:
Quote
Wir können uns für Dinge schämen, die unsere Regierung heute tut oder unterlässt. Und dafür können wir uns auch schuldig fühlen, weil wir sie gewählt haben. Aber sicher nicht für irgendwas, was vor einem Dreivierteljahrhundert passiert ist.

Ich persoenlich empfinde neben Trauer und Wut tatsaechlich auch Scham fuer die Verbrechen der Nazi-Zeit... fuer das Wegschauen oder Mitmachen der Menschen z.B.
Und es sind nicht mal meine Vorfahren.
Vermutlich sollte das jeder mit sich selbst ausmachen und sich weder von Politikern noch von den Medien noch von entruesteten unterdrueckten Deutschen wie dir vorschreiben lassen.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
Flash #560908 05/01/15 01:12 PM
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All Germans are nazis, and all blond women are good in bed


Um mal auf das eigentliche Threadthema und den Film zurück zu kommen, auch bei der Welt (ja Springer-Presse) ist er nicht so richtig angekommen.
Vier Panzersoldaten und Brad Pitt


elgi #560918 05/01/15 04:38 PM
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Originally Posted by elgi
Weder habe ich in meiner Grundschulzeit so etwas mitbekommen, noch habe ich je von anderen ehemaligen oder aktuellen Grundschuelern Aehnliches gehoert.

Mir hat man das in der Schule noch eingeimpft. Okay, da war ich 9 oder 10. Später hatte ich ja sogar einige Jahre WPK Geschichte mit dem Deutschen Widerstand als Hauptthema. Und ich weiß es von den Kids meiner Exfreundin, dass auch die in der Schule noch die Büßerkappe aufgesetzt bekommen haben.


Originally Posted by elgi
Das ist eine bittere Erfahrung... aber ich bin ueberzeugt davon, dass sie nicht die Regel ist.

Bei mir war es zumindest nicht das erste Mal. Ich habe mir das auch schon mal in Frankreich anhören müssen und sogar hier zu Hause, als die Engländer noch bei uns stationiert waren. Da habe ich ein Gespräch darüber mitbekommen, wann sie wieder nach Hause können, statt hier "to watch over the fucking Nazis", wie sie das genannt haben. Und ich weiß aus meinem Bekanntenkreis, dass es da auch schon passiert ist. Das Konzept ist ganz simpel: Solange wir nicht unangenehm auffallen, solange wir 'ne tolle Fußball-WM veranstalten oder übers Oktoberfest schunkeln, sind wir die guten Deutschen, die lustigen Deutschen, die gemütlichen Deutschen. Aber sobald wir irgendwas tun, was anderen nicht gefällt, sind wir wieder die verdammten Nazis.


Originally Posted by elgi
Vor allem in Amiland nicht, wenn ich das noch hinzufuegen darf. Ich habe dort erst 2013 mehrere Wochen verbracht und war auch in den abgelegensten Kaeffern... und keiner hat uns auch nur im Ansatz als Nazi-Verbrecher betrachtet.

In den USA ist das auch weniger das Problem, weil die mit ihrem Hass eher auf die Japaner fixiert sind. Pearl Harbor-Komplex. Abgesehen davon ist die Hälfte der USA sowieso deutschstämmig. Gibt ja sogar noch Staaten wo Deutsch gesprochen wird (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Sprache_in_den_Vereinigten_Staaten). Und während des Kalten Krieges gab es sogar eine Phase, in der man in den USA die Ansicht vertreten hat, man hätte lieber mit Hitler gegen die Russen kämpfen sollen, weil die viel gefährlicher seien. Selbst Deutschenhasser No.1 Winston Churchill hat zu dieser Zeit ja verlauten lassen, man hätte mit Hitler "das falsche Schwein geschlachtet".


Originally Posted by elgi
Ich persoenlich empfinde neben Trauer und Wut tatsaechlich auch Scham fuer die Verbrechen der Nazi-Zeit...

Scham, nein. Fremdschämen liegt mir auch nicht so, warum sollte ich mich mit den Fehlern anderer belasten? Wut, Abscheu, Verachtung, ja. Ebenso wie heute gegen den IS, den man hoffentlich ebenso ausrotten wird, wie die Nazis.



Flash #561010 06/01/15 10:55 PM
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ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN

Mal wieder ein Film, von dem ich mir nicht viel erwartet hatte und der dann positiv überrascht hat. Solider Horror-Krimi nach dem Buch des Ex-NYPD-Polizisten Ralph Sarchie (http://en.wikipedia.org/wiki/Ralph_Sarchie), der nach seinem aktiven Polizeidienst zum "Dämonenjäger" geworden ist. Im Film ermittelt Sarchie in drei Fällen, die zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen: Eine geistesgestörte Frau, die ihr Kind ins Löwengehege eines Zoos wirft. Ein Ehemann, der seine Frau halbtot prügelt. Eine italienische Migrantenfamilie, in deren Haus unerklärliche Dinge passieren. Bald kommt Sarchie jedoch auf die Spur dreier Golfkriegs-Veteranen, die im Irak in einer verborgenen Kultstätte etwas uraltes Böses aufgeweckt und mit nach Hause gebracht haben...

TRAILER AUF YOU TUBE



Flash #561226 12/01/15 01:44 AM
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ST. VINCENT

Manche Schauspieler werden mit dem Alter immer besser und das gilt auch für Bill Murray. Ich persönlich bin jedenfalls der Ansicht, dass Murray als Vincent MacKenna in seiner besten Rolle zu sehen ist. Vincent ist ein mürrischer, zynischer und vom Leben verbitterter Misantroph, der sich mit seinen Beleidigungen und Pöbeleien jeden erfolgreich vom Hals hält. Er trinkt, raucht, ist ständig Pleite und verjubelt sein Geld lieber auf der Pferderennbahn oder mit einer Prostituierten, als seine Schulden zu begleichen.

Eines Tages bekommt er die alleinerziehende Mutter Maggie mit ihrem zwölfjährigen Sohn Oliver als neue Nachbarn. Da Maggie als Krankenschwester oft bis spät arbeitet und noch keine Zeit hatte, einen Babysitter für Oliver zu besorgen und Oliver an seinem ersten Tag in der neuen Schule zudem die Sachen inklusive Hausschlüssel geklaut werden, landet er bei Vincent. Der nimmt ihn zunächst mal sehr widerwillig auf, erkennt dann aber schnell eine Möglichkeit, seine ständig klamme Kasse mit 11 Dollar die Stunde fürs Babysitten aufzubessern.

Viel mehr will ich nicht sagen, um den Film nicht zu spoilern, aber Oliver erkennt bald, dass man ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen sollte. Denn Vincent hat auch noch ein paar andere Seiten, die er nur niemandem zeigt und die sich auch Oliver erst nach und nach öffnen. Als Oliver an seiner katholischen Schule für ein Projekt einen modernen Heiligen küren soll, wählt er Vincent dafür aus, denn er ist der Ansicht, dass dieser alle Voraussetzungen dafür erfüllt...

St. Vincent ist einfach ein sehr schöner, sympathischer und bewegender Film mit dem typischen Bill-Murray-Humor, der hier allerdings etwas gezügelt und für den Film genau richtig dosiert rüberkommt. Für mich schon jetzt einer der besten Filme des aktuellen Jahres, den ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann.

TRAILER AUF YOU TUBE


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Noch mal zu Ddraiggy Tirade gegen "Herz aus Stahl" / "Fury" (SPOILERWARNUNG!):

Zwei Drittel des Films ueber dachte ich ernsthaft, du haettest (endgueltig wink ) den Verstand verloren. Nach dem dritten Akt, der nicht nur enttaeuschend einfallslos geraten ist, sondern auch noch die vorangegangene Charakterisierung der Protagonisten ziemlich konterkariert, kann ich deine Haltung zumindest ansatzweise verstehen. Aber eben auch nur ansatzweise. Gehen wir ins Detail:

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Ein Amerikaner konnte mit einem Schuss mindestens fünf Deutsche töten (so wie schon im wilden Westen mit den Indianern). Deutsche hingegen trafen hauptsächlich die eigene Zivilbevölkerung - es sei denn, man brauchte eine ergreifende Abschiedsszene für gefallene amerikanische Helden.


Richtig. Das ist genauso wie bei 99% aller Kriegs-, Abenteuer- und Actionfilme (keineswegs nur aus den USA!), die bei hinreichend grosser Realitaetstreue extrem kurz ausfallen wuerden (man stelle sich mal einen realistischen "The Expendables"-Film vor - der waere ja nach fuenf Minuten vorbei) ...

Originally Posted by Ddraigfyre

Eine Ausnahme bildete nur der deutsche Tiger-Panzer. Der musste natürlich für die Dramatik erst mal ein bisschen metzeln, bevor die amerikanische Siegfried-Version dem Drachen den Kopf abschlagen konnte.


Nunja. Zuerst beschwerst du dich, dass die Deutschen als Nichtskoenner dargestellt werden - werden sie es nicht mehr, dann ist es natuerlich ein blosses Alibi. Ich bin wahrlich kein Kriegswaffen-Experte, aber mir scheint es nicht so unrealistisch, dass ein ja wohl in der Tat ueberlegener Tiger-Panzer im Gefecht gegen drei amerikanische Sherman-Panzer zwei davon zerstoeren kann, ehe er vom dritten knapp ueberwaeltigt wird. Wie haette dir die Szene denn besser gefallen? Wenn der Tiger gewonnen haette (s.o.: Film frueh zu Ende!)? Oder wenn er - um dein "die zeigen die Deutschen immer als Nieten"-Argument zu stuetzen - sang- und klanglos verloren haette?

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Deutsche Scharfschützen konnten einen deutschen Zivilisten aus großer Distanz mit einem Schuss direkt in den Kopf töten, aber einen amerikanischen Helden, der oben auf einem kaputten Panzer steht, konnten sie mit drei Schuss aus nächster Nähe nur verwunden.


Aepfel mit Birnen: Erstere Szene findet in einer Kleinstadt statt, in der es gerade keine Kaempfe gibt. Der Schuetze hat also alle Zeit der Welt und beste aeussere Bedingungen. Man koennte sich natuerlich fragen, warum er lieber den deutschen "Verraeter"-Zivilisten erschiesst als den amerikanischen Panzer-Kommandanten, aber vielleicht steht der ja in einem unguenstigen Schusswinkel ...
In der zweiten Sequenz jedenfalls befinden wir uns mitten in einem blutigen Gemetzel, es wurden ueberall Rauchgranaten gezuendet, der Sch?ze kauert am Boden (und hat damit natuerlich einen schwierigeren Winkel als der aus einer erhoehten Position zielende Schuetze in der obigen Szene), der US-Soldat ist teilweise verdeckt - und wenn ich mich richtig erinnere, ist es bereits dunkel. Nicht gerade ideale Bedingungen also, trotzdem trifft der Schuetze mit jedem Schuss, der letzte davon ist wahrscheinlich sogar toedlich (wenn auch nicht sofort). Finde ich erneut nicht problematisch. Ein bisschen dramaturgisch aufgebauscht, klar, aber dafuer ist es ja auch ein Spielfilm und keine Doku.

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Deutsche schossen mit grünen Laserstrahlen und Amerikaner mit roten Lasern. Bei den FX hat sich offenbar jemand vom Star-Wars-Team zum Set verirrt. Mal abgesehen davon, dass Leuchtspurmunition nur zu bestimmten Zwecken eingesetzt wurde - und ganz sicher nicht von deutschen Soldaten, die im Hinterhalt lagen. Da hätten sie auch gleich eine große Hinweistafel aufstellen können, mit einem dicken roten Pfeil, auf dem steht "HIER SIND WIR!". Aber wie schon erwähnt, um Authentizät geht es nicht und das eigentliche Zielpublikum ist sowieso zu blöd, um sich daran zu stören.


Die "Laserstrahlen" moegen Quatsch sein, aber sie sind auffaellig und verleihen dem Film ein Alleinstellungsmerkmal. Wie du sagst: Um Authentizitaet geht es in "Herz aus Stahl" eindeutig nicht, dafuer sieht es spektakulaer aus. smile

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Grausame Amerikaner zu zeigen, die Kriegsverbrechen begehen, ist kein Problem, solange man immer direkt danach grausame Deutsche zeigt, die noch schlimmere Kriegsverbrechen begehen. Das rechtfertigt alles und hat später in Vietnam, Korea, Irak, usw. ja auch noch gut funktioniert.


Das ist schlicht eine sehr gewagte Interpretation. Ich habe nichts gesehen, was die Kriegsverbrechen der US-"Helden" rechtfertigt haette. Vielleicht ansatzweise erklaert (Trauma), aber in keiner Weise rechtfertigt.

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Wenn Deutsche grausam waren, dann weil sie alle böse Nazis waren. Wenn Amerikaner grausam waren, dann weil sie traumatisiert waren und nur ihre Pflicht erfüllten.


Es ist immer hilfreich, zwischen der Intention der Filmemacher und der Charakterisierung der Filmfiguren zu unterscheiden. Die Soldaten in diesem Film haben jahrelang an der Front gegen die Nazis gekaempft, sie haben Freunde und Kameraden fallen sehen, sie haben Grausamkeiten der Nazis mitbekommen - selbstverstaendlich sind sie traumatisiert und selbstverstaendlich wollen sich etliche von ihnen brutal raechen. Alles andere waere unglaubwuerdig, dennoch rechtfertigt es die begangenen Kriegsverbrechen nicht - und das wird im Film auch niemals angedeutet, vielmehr betont die Art der Inszenierung ja sogar noch, dass es hier nicht um "Gut" gegen "Boese" geht - im Grossen und Ganzen vielleicht, in den tatsaechlichen Kaempfen keineswegs. Und auch bei den Deutschen gibt es ja z.B. die zwangsrekrutierten Kinder, die "Grausamkeiten" ausfuehren muessen - nicht (notwendigerweise), weil sie boese Nazis sind, sondern weil sie vom lokalen SS-Anfuehrer ansonsten am naechsten Laternenpfahl aufgeknuepft werden ...

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Das mit den Nazis gilt natürlich nur für deutsche Männer, denn deutsche Frauen waren alle Nutten, die man mit ein paar Zigaretten oder einem Päckchen Kaugummi flachlegen konnte.


Nunja, erstens gab es sowas ja tatsaechlich (und wohl nicht zu selten), zweitens wird im Film nirgendwo suggeriert, dass das "alle Frauen" betraefe. Im Gegenteil sieht man ja sehr gut, dass sich viele Zivilisten in ihren Hauesern verbarrikadieren und einfach nur hoffen, heil davonzukommen. So auch die beiden Maedels, die ungebetenen Besuch von der Panzercrew erhalten. Die aeltere ist ganz bestimmt keine "Nutte", bei der Minderjaehrigen kann man ueber die Motivation streiten. Schliesslich hat die gesamte Sequenz den Anruch einer Vergewaltigung, wenn auch einer eher "sanften". Es wird aber ebenso deutlich gemacht, dass andere US-Soldaten auch kein Problem mit einer brutalen Massen-Vergewaltigung haetten ...

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Deutsche sprachen damals offenbar hervorragend Englisch oder Amerikaner hervorragend Deutsch, denn die Deutschen konnten sich mit ihren gerade eingerückten Besatzern mühelos über Gott und die Welt unterhalten.


Da ich nur die deutsche Synchonfassung sehen konnte, kann ich das nicht beurteilen. Ich hatte schon den Eindruck, dass die Sprachbarriere eine Rolle spielte (zumindest in der Sequenz mit den beiden Frauen), aber generell gibt es diese Problematik ja bei fast allen WW2-Filmen, die auf den uebermaessigen Gebrauch von Untertiteln (die auf US-Kinogaenger erfahrungsgemaess abschreckend wirken) verzichten wollen. Das kann man natuerlich als Aergernis sehen, aber es gibt wahrlich Schlimmeres. Ausserdem wirft einer seiner Maenner Pitts Figur doch vor, er habe von Anfang an ein Faible fuer die Deutschen gehabt - daraus koennte man durchaus schliessen, dass er vielleicht schon vor dem Krieg die Sprache beherrschte und sich somit natuerlich mit den Zivilisten verstaendigen koennte. Das ist aber reine Spekulation.

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]In Deutschland konnte innerhalb von einer Minute finsterste Nacht hereinbrechen. Allerdings nur draußen, durch die Sichtluken eines amerikanischen Panzers fiel weiter unbeirrt Tageslicht.


Yep, klarer Fehler. Aergerlich, aber auch nicht wirklich selten.

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Egal, welch infernalisches Kampfgetöse kurz zuvor auch herrschte, sobald sich die beiden letzten amerikanischen Helden ihren Abschiedsdialog zuflüstern wollten, schwiegen die deutschen Waffen - auch, damit sie die traurige Musikuntermalung nicht störten.


Wieder richtig, aber auch wiederum ein gaengiges Stilmittel, das zudem dramaturgisch absolut Sinn ergibt (die meisten Zuschauer waeren sicher nicht zufrieden, wenn man kein Wort verstehen wuerde ...).

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Wenn man zwei Handgranaten in einen amerikanischen Panzer warf, töteten diese zwar die Besatzung - aber ohne sie zu zerfetzen oder den Panzer in Brand zu stecken, denn schließlich mussten die toten Helden ja noch einigermaßen gut aussehen.


Richtig.

Originally Posted by Ddraigfyre

[*]Allerdings brauchen Amerikaner ein Happy-End, also musste man dafür unbedingt den einzigen guten Deutschen im Land auftreiben - sinnigerweise einen von der brutalen Waffen-SS, damit der in seiner schneidigen Uniform auch ein bisschen was hermacht...


Auch richtig. Wie gesagt: Der dritte Akt ist inhaltlich arg enttaeuschend (wenn auch durchaus spannend in Szene gesetzt).

Originally Posted by Ddraigfyre

Tja, mehr gibt es über den Film eigentlich nicht zu sagen. Das war der übelste Propagandamüll, den ich seit langem gesehen habe, und eine erneute Bekräftigung der imaginären "Deutsch-Amerikanischen Freundschaft". Offenbar muss die amerikanische Bevölkerung mal wieder auf den nächsten Krieg vorbereitet werden. Ich würde ja sagen, da ist wieder was im Bush, aber noch ist ja Obama am Ruder. Auf jeden Fall trieft der Schinken von Pathos und bigottem Patriotismus und wurde vermutlich von der Tea Party finanziert. Kann man sich komplett ersparen.


Hier muss ich erneut widersprechen. Trotz des dritten Akts ist "Herz aus Stahl" mit Sicherheit kein Propaganda- oder kriegsverherrlichender Film. In den ersten beiden Dritteln ist er sogar ziemlich klar ein Anti-Kriegsfilm - schliesslich kann angesichts des Gezeigten (etwa der Sache mit dem Gesicht ...) wohl kaum jemand nach dem Abspann mit dem Vorsatz das Kino zu verlassen, jetzt endlich auch mal dieses spannende Abenteuer Krieg erleben zu wollen ... Das Finale (da gehe ich mit der Pathos-Behauptung absolut konform) konterkariert das leider, wodurch ich den Film letztlich als Action-Kriegsfilm einstufen wuerde - was auch zu den nicht wirklich im Vordergrund stehenden Authentizitaets-Bemuehungen passt (obwohl uebrigens erstmals seit 1946 der einzige noch funktionstuechtig erhaltene Tiger-Panzer in einem Film eingesetzt wurde!). Aber wie gesagt: Propaganda oder Kriegsverherrlichung kann ich da kaum erkennen. Wie sollte man auch, wenn die "Helden" doch ein Haufen von verrohten Unsympathen und Kriegsverbrechern sind - im Sinne der Tea-Party ist diese Darstellung sicher nicht, die freuen sich eher ueber sowas wie "Act of Valor" ...

Und im uebrigen behaupte ich sogar, dass die Deutschen in "Herz aus Stahl" besser wegkommen, als es der Realitaet entspraeche. Der Film greift schliesslich (wie die meisten WW2-Filme) auf die dramaturgisch durchaus bewaehrte Methode zurueck, eine vereinfachte "SS-Soldaten sind b?e Nazis, alle anderen Deutschen ganz normale Menschen"-Dichotomie zu etablieren (mit der einen Ausnahme ganz am Schluss, wobei man die angesichts des offensichtlich geringen Alters des SS-Mannes damit erklaeren koennte, dass er wohl einer der in den letzten Kriegstagen Zwangsverpflichteten ist und keiner der Ueberzeugungstaeter). Wenn es doch nur so einfach gewesen waere ...

Unterm Strich hat mir "Herz aus Stahl" trotz des daemlichen deutschen Titels recht gut gefallen - auch wenn der dritte Akt einen ziemlich bitteren Nachgeschmack hinterlaesst.

Flash #561460 16/01/15 12:47 PM
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Herr Dr. Linder, Ihnen sollte nicht erst seit Troja bewusst sein, dass historische Ungenauigkeiten in Filmen mit historischem Thema grundsätzlich dazu geeignet sind, meinen Unmut zu erregen. Ebenso wie grobe Logiklöcher. Wenn Sie dies mit meiner ebenso bekannten großen Sympathie für die Mutter aller Scheindemokratien in Relation setzen, sollte meine Bewertung des Films sogar ausgesprochen milde ausgefallen sein. Ich räume ein, dass ich bei der Bewertung von Filmen aufgrund meiner Ansprüche und Erwartungen möglicherweise hin und wieder etwas überkritisch argumentiere, aber das gleicht sich durch Ihren Hang, ein Auge dabei stets geschlossen zu halten, wieder aus. So, da haben Sie's.


Flash #561508 17/01/15 12:59 PM
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Da wage ich aber erneut zu widersprechen. Frueher haette diese Einschaetzung zweifellos zugetroffen, aber heutzutage rezensierst du ja selbst bestenfalls mittelmaessige Machwerke erstaunlich (alters-?)milde, waehrend ich einen Tick strenger geworden bin. Ich glaube, wir nehmen uns da nicht mehr viel - solange es nicht um Themen geht, die wie bei "Herz aus Stahl" bei dir einen gewissen Knopf druecken ... wink

Flash #561509 17/01/15 01:08 PM
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Keine Sorge, da bestehen noch genug Unterschiede. Anhand Deiner Rezension von "These Final Hours" z.B. hab ich mir den Film mal angesehen und fand ihn absolut grottig und in mehrfacher Hinsicht unglaubwürdig. Und das, obwohl ich als Endzeitfan für solche Filme wirklich was übrig habe.


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